Jens Liebermann gelingt ein besonderer Fang

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noz.de / Carl Hesebeck

Ein besonderer Fang ist vor einiger Zeit Tim Zweers vom Angelverein Neuenhaus in der Vechte geglückt: Am Haken hing ein echter „Silberbarren“, also eine Meerforelle. „Das ist in unserer Region ein wirklich seltener Fang, in der Grafschaft Bentheim sind es im Durchschnitt im Jahr nur ein bis zwei Fische“, berichtet Jens Liebermann.
Der Nordhorner ist ehrenamtlich als Flussgebietsbeauftragter für den Sportfischerverband im Landesfischereiverband Weser-Ems tätig und betreut das Einzugsgebiet der Vechte in Niedersachsen. Diesem Ehrenamt ist Liebermann seit über 20 Jahren treu und unter anderem Ansprechpartner für ökologische Belange in den Gewässern.
Augenfälliges Merkmal der Meerforelle ist ihr torpedoförmiger Körper, der an den Seiten grausilbern und auf dem Rücken graugrün gefärbt ist. „Im Laichkleid ist die Meerforelle aber eher braun“, ergänzt Jens Liebermann.

Kiesiger Untergrund

Im Vergleich zu anderen Fischen in der Vechte pflegt die Meerforelle eine besondere Lebensweise: Sie verbringt Teile ihres Lebens im Meer, wandert zum Laichen aber Flüsse hinauf. In der Grafschaft machen dem Fisch dabei aber verschiedene Bauwerke den Aufstieg schwer. „Probleme bereiten vor allem das Vechtewehr in Nordhorn und das Dinkelwehr in Neuenhaus. Das macht es für die Meerforelle schwierig, ihren Laichbereich im Entstehungsbereich der Vechte in NRW zu erreichen“, erklärt der Flussgebietsbeauftragte.
Für die Ablaichung im Winter benötigt der Lachsfisch klares, sauerstoffreiches Wasser mit kiesigem Untergrund. Weil diese Bedingungen bei uns in der Grafschaft fehlen, sind die Kinderstuben der Meerforelle in NRW zu suchen. Anders als bei anderen Lachsarten zu beobachten, schwimmen die Fische nach dem Laichen zurück ins Meer – ein Massensterben bleibt aus. „Diese Wanderungen können bis zu dreimal zurückgelegt werden. Den Fisch von Tim Zweers würde ich auf ein Alter von etwa sechs oder sieben Jahren schätzen“, sagt Jens Liebermann.
Der Fischexperte freut sich, dass die Lebensraumqualität der Vechte insgesamt besser wird. Zunehmend problematisch seien aber die heißen Sommer, die das Wasser stark aufwärmen und damit für einen reduzierten Sauerstoffgehalt sorgen würden. „Zumindest als Laichgewässer ist die Vechte für die Meerforelle damit nur wenig geeignet“. Nach dem Schlupf bleiben die Jungfische bis zu fünf Jahre im Süßwasser, um dann wie ihre Eltern ins Meer zu wandern. Ausgewachsen sind Größen bis zu 1,30 Metern und ein Gewicht von bis zu 20 Kilogramm möglich.
Seinen Fang hat Tim Zweers direkt wieder schonend in die Vechte zurückgesetzt – in Niedersachsen ist die Meerforelle ganzjährig geschützt. Das Laichkleid ähnelt auf dem ersten Blick der Farbgebung einer Bachforelle, der Angelverein Neuenhaus hat deshalb einen wichtigen Tipp: „Wer einen solchen Fisch fängt, sollte genau hinschauen. Denn jede Meerforelle, die ablaicht, ist ein echter Erfolg für die Fischfauna in unseren Gewässern.“

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