Tausende schauen Dennis Knoll aus Lingen beim Angeln zu
Text und Bilder
noz.de

Im Sommer ist Dennis Knoll aus Lingen manchmal täglich unterwegs, um zu angeln. Seine Ausflüge in die Niederlande hält der 37-Jährige mit der Kamera fest. In seinen Videos landen aber nicht nur Tipps und große Fänge – auch die Pleiten und Pannen.
Als es plötzlich heftig an der Rute wackelt, wird es hektisch: Dennis Knoll drückt sie dem neunjährigen Thilo in die Hand und läuft los, um den Kescher zu holen. Die Rute biegt sich, Thilo kurbelt, und Knoll gibt Anweisungen: „Jetzt ziehst du ihn hoch“, „ja, noch ein bisschen“, „komm noch näher ran“. Dann ist der Fisch im Netz: Thilo aus Meppen hat am Neujahrstag seinen ersten Hecht gefangen. „Petri, mien Jung“, wünscht ihm sein Vater, der alles gefilmt hat, in bester Anglermanier.
Es geht nicht darum, wer den größten Fisch fängt
„Am schönsten ist es meistens, wenn man jemanden dabei hat, der zum ersten Mal einen bestimmten Fisch fängt“, erklärt Dennis Knoll. Den Angelausflug mit Thilo, dem Sohn seines Mitbewohners, hat der Lingener in einem Video auf seinem Youtube-Kanal dokumentiert. Wenn der 37-Jährige mit Freunden angelt, dreht es sich aber nicht nur darum, wer den größten Fisch fängt. „Mir geht es um das Erlebnis, nicht den Fang am Ende“, betont der Lingener.
Trotzdem freut er sich, wenn ein bestimmtes Exemplar ins Netz geht oder er an einem bestimmten Gewässer Erfolg hat. „Wir setzen uns jedes Mal neue Ziele. Jeder Landstrich ist ein neues Abenteuer.“ Mindestens einmal in der Woche fährt Knoll zum Angeln los, meistens in die Niederlande. Im Sommer sei er manchmal sogar täglich unterwegs, auch nach seiner Arbeit als Software-Entwickler bei einem Meppener Unternehmen.
Seit acht Jahren dokumentiert der Lingener seine Angel-Erlebnisse auf dem Blog „Angeln mit Stil“ – www.angeln-mit-stil.de. Vor sieben Jahren hat er das erste Video auf seinem gleichnamigen Youtube-Kanal hochgeladen. Fast 150 sind dort mittlerweile zu sehen: Vom Vlog (Video-Tagebuch) direkt aus dem Boot über die Anleitung zum Angeln, Ausnehmen und Braten von Plattfischen bis zum Wettkampfangeln in den Niederlanden. Meistens fahren sie einfach ans Wasser und filmen sich beim Angeln, erklärt Knoll. „Das, was dann passiert, kommt am Ende ins Video“ – auch so manche Panne und Ausflüge, bei denen sie gar nichts gefangen haben. „Ich bin ein Tollpatsch“, gibt Dennis Knoll zu. „Die Leute gucken unsere Videos, damit sie etwas zum Lachen haben“, ist Knoll überzeugt. Das Filmen übernimmt häufig ein Freund, der zwar mit dem Angeln nichts anfangen kann, dafür aber umso mehr mit der Kamera.
Bis heute schneidet Knoll die meisten Videos selbst. Mittlerweile sind aber rund zehn Freunde von ihm mit im Boot, die meisten aus Lingen und Meppen. „Wir sind wie eine Familie“, sagt der 37-Jährige. Ihr beliebtestes Video, „Erfolgreich Zander angeln mit Köderfisch – Tipps“, wurde in drei Jahren schon 80000-mal aufgerufen. Den Youtube-Kanal haben mehr als 6200 Nutzer abonniert.
Die Frage nach seinem liebsten Angelplatz kann der 37-Jährige nicht beantworten. „Die Antwort wäre wahrscheinlich jeden Tag anders“, gibt er zu. Für sein Hobby ist er mit Freunden im vergangenen Jahr sogar nach Norwegen gefahren. Während die anderen Fische fingen, habe er den Großteil der Reise allerdings in der Hütte verbracht, weil er sich mit Corona infiziert hatte.
Irgendwann würde er gerne in den USA und Kanada angeln, erzählt der 37-Jährige, und dort vielleicht sogar einen Zackenbarsch fangen. Auf seiner Wunschliste steht außerdem, einen Heilbutt in Norwegen an die Angel zu bekommen und einen Stör in freier Wildbahn zu fangen.
Die Fische, die er beim Angeln fängt, verwertet der Lingener selbst oder setzt sie wieder zurück ins Wasser, „sofern sie nicht verletzt sind“, erklärt er. Die Gesetze, welche und wie viele Fische gefangen werden dürfen, sind von Land zu Land unterschiedlich. In den Niederlanden müssen manche Arten unbeschadet wieder zurückgesetzt werden, in Niedersachsen darf nur mit „Verwertungsabsicht“ geangelt werden.
Knoll sieht sich als Tierschützer
Obwohl er immer wieder für sein Hobby kritisiert wird, sieht Knoll sich auch als Tierschützer. „Wir entnehmen ja nicht maßlos Fische“, betont er. Jeder Angler habe ein Interesse daran, die Gewässer und die Natur darum herum zu bewahren. In den vergangenen Dürresommern seien es zudem Angler gewesen, die austrocknende Gewässer meldeten, damit sie abgefischt werden – und die Fische so vor dem Erstickungstod bewahrt werden.
Schon sein Vater und Großvater waren leidenschaftliche Angler, erzählt Knoll. Für den 37-Jährigen ist sein Hobby nicht nur das Angeln: Auch die Zeit in der Natur und die Gespräche während der manchmal 16 Stunden langen Ausflüge, „über Gott und die Welt“, erklärt er. „Das ist meine Medizin.“