Woher der Wörmer seinen Namen hat, weiß in Haren-Wesuwe niemand mehr. Sicher ist: Das ungewöhnliche Gewässer muss von Unmengen Faulschlamm befreit werden. Und dafür gibt es jetzt einen Plan.
Um den Wörmer, ein tropfenförmiges Kleingewässer im Ortsteil Bersede, ranken sich einige Geschichten, die der Vorsitzende des Fischereivereins Wesuwe, Günter Eiken, bei einem Ortstermin zum Besten gab. Zum einen, sagte er, sei das Gewässer einst wohl sehr tief gewesen. Mindestens vier Meter tief, daran erinnerten sich ältere Einheimische, habe man ins einst glasklare Wasser schauen können. „Es gibt sogar Hinweise, dass der Wörmer ursprünglich noch sehr viel tiefer gewesen sein könnte.“
Einst Badestelle für Wesuwes Geistliche? Außerdem soll das klare, saubere Wasser bis vor einigen Jahrzehnten die Geistlichen der Wesuweer Pfarrkirche zum wöchentlichen Bad gelockt haben – Körperpflege in der Natur sozusagen. Aber diese Zeiten sind ganz offensichtlich vorbei. Das Wasser des Wörmers ist braun, Sichttiefe praktisch null. Faulschlamm hat sich angesammelt, und das Gewässer droht zu verlanden, Baden will hier so niemand mehr.
Wie der Wörmer einst entstanden sei, wisse niemand mehr, sagt Günter Eiken. „Wir haben nachgeforscht, sind aber nicht fündig geworden. Klar ist nur, dass der Name seit Ewigkeiten besteht. Woher er stammt, lässt sich nicht mehr ergründen.“
Gefunden ist hingegen die Ursache für die nachteilige Veränderung: „In den 1950er-/1960er-Jahren wurde im Zuge der Flurbereinigung ein Entwässerungsgraben durch das Gewässer gelegt“, berichtet Eiken. „Man dachte damals, dass eine Zufuhr von Frischwasser nicht schaden könnte.“ Auf Dauer aber brachte der Brookgraben, wie das zuführende Gewässer heißt, Schlamm und Nährstoffe von den umliegenden Feldern. Faulschlamm bildete sich und füllt als lebensfeindliches Gemisch nun den Wörmer – auf 20 000 Kubikmeter wird seine Menge geschätzt.
Sicher ist hingegen, dass das verschlammte, sauerstoffarme Wasser auch weniger Leben zulässt, als bei besserer Qualität möglich wäre. Zwar schwimmen hier einige Fische, aber es könnten deutlich mehr Arten sein. Auch Wasserinsekten und ähnliches Getier sind rar, und weil es dem Fischereiverein keineswegs nur ums Angeln, sondern um die Natur als Ganzes geht, will der Verein Wesuwe als Pächter den Wörmer renaturieren.
Der Schlamm soll raus und kein neuer wieder hineingelangen. Aber das ist einfacher gesagt als getan. Seit rund zehn Jahren plant der Verein die Umsetzung, hat die Stadt Haren als Besitzerin des Gewässers und den Landkreis als Genehmigungsbehörde ins Boot geholt.
Eine erste Idee für die Umsetzung sollte rund 370 000 Euro kosten – und wurde umgehend eingemottet. Unbezahlbar und damit nicht durchführbar. Aber die Idee war geboren, der Fischereiverein blieb dran. Die Kooperation mit dem Landesfischereiverband Weser-Ems und dessen Biologen Jens Salva brachte gemeinsam mit der Naturschutzstiftung des Landkreises Emsland neuen Schwung.

Fördergelder für den Verein

Deshalb steht jetzt folgender Plan: Der Brookgraben wird umgeleitet und erhält eine neue Schleife mit einem Absetzbecken. Dort soll sich in Zukunft der Schlamm absetzen und regelmäßig abgepumpt werden. Der im Wörmer vorhandene Schlamm wird abgesaugt und auf eine ehemalige Ackerfläche gepumpt, die inzwischen der Naturschutzstiftung des Landkreises Emsland gehört. Dort kann er verrotten und die Fläche danach zu einem Feuchtwald werden.
Weil sich der Wörmer im Überschwemmungsgebiet der Ems befindet und kein sogenannter Retentionsraum für Hochwasser vernichtet werden darf, musste das benachbarte Areal, auf das der Schlamm aufgebracht werden soll, zuerst abgebaggert werden. So soll am Ende das Höhenniveau gleich bleiben. Der Boden wurde verkauft, was Einnahmen bringt.
Am Ende kostet diese Maßnahme nun nicht mehr 370 000, sondern rund 90 000 Euro. Harens Bürgermeister Markus Honnigfort, Ortsvorsteher Hartmut Bruns, Jens Salva vom Fischereiverband, Maike Hoberg von der Naturschutzstiftung Emsland sowie Jens Willerding (Fischereigenossenschaft) freuten sich über diese pragmatisch-emsländische Lösung, die nur durch die Beteiligung vieler möglich geworden sei.
So hatte unter anderem auch ein Landwirt zugestimmt, dass für die Bauarbeiten eine provisorische Straße vorübergehend über seinen dem Wörmer benachbarten Acker geführt wird. Die Stadt Haren stellte 15 000 Euro Startkapital, die weitere Finanzierung wird durch Mittel der Fischereigenossenschaft Ems II, der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung, der Stiftung Emsländische Gewässerlandschaften sowie durch den FV Wesuwe als Projektträger sichergestellt.
Aktuell wird das künftige Spülfeld vorbereitet, die Saugarbeiten im Wörmer selbst sollen 2023 starten.

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